Drehbuchaufstellungen

Authentizität, Logik und Spannung können in jeder Phase der Stoffentwicklung getestet und nachhaltig verbessert werden.

Der Ablauf von Drehbuchaufstellungen
Wesentliche Teile des Drehbuchs werden durch stellvertretende Personen (Repräsentanten) besetzt und in Bezug zueinander gestellt. Die Reaktionen der RepräsentantInnen geben dem Autor mittels der sogenannten repräsantiven Wahrnehmung wertvolle Hinweise für die Weiterentwicklung und Vertiefung des Stoffes und der einzelnen Figuren.
Die Autoren können alle Anteile des Drehbuchs (auch Sequenzen, Szenen, Wendepunkte, Das Thema, Die Haupthandlung, Der Schluss, etc. )aufstellen, befragen, die Wirkung modifizierter Charaktere und Handlungen ausprobieren und anschließend die Figur und/oder die Szene aus der Position eines künftigen Zuschauers betrachten.

Das gezielte Formulieren von Fragen, die grundsätzlich bei der kreativen Entwicklung eines Drehbuchs auftreten, generieren in der Aufstellung intuitive Impulse und stimmige Lösungen.

Mögliche Fragen können sein:
  • Welchen Bezug hat die Hauptfigur zu den anderen Figuren
  • in den einzelnen Szenen,
  • zum Publikum,
  • zum Autor?
  • Was ist der biografische Hintergrund einer Figur?
  • Ist die Handlung psychologisch glaubwürdig?
  • Wie bringe ich mehr Spannung in den Plot?
  • Wie entwickelt sich ein Konflikt?
  • Wie reagiert das Publikum auf das Thema?
  • Wie stark ist mein persönlicher Bezug zum Thema?
In welcher Phase kann ein Stoff aufgestellt werden?
Ein Stoff kann in jeder Phase seiner Entwicklung – auch mehrfach – aufgestellt werden: Als Idee, in der Treatmentphase, als fast fertiges Drehbuch.

Verdeckte Aufstellungen
Die Drehbücher müssen den RepräsentantInnen nicht bekannt sein.
Diese sogenannten „verdeckten Aufstellungen“ ermöglichen die Unvoreingenommenheit der RepräsentantInnen und schützen die Ideen der Autoren.

Interessierte und Neugierige
Drehbuchaufstellungen sind auch für Teilnehmer interessant, die keine eigenen Anliegen mitbringen. Sie ermöglichen ein direkt erlebbarern Einblick in dramaturgische Zusammenhänge. Darüber hinaus kann die repräsentative Wahrnehmung für die eigene Stoffentwicklung geübt werden.

Auch Dokumentarfilme können aufgestellt werden. Bei Dokumentarfilmprojekten dienen Drehbuchaufstellungen zur Klärung der thematischen Hintergründe, der Bedeutung von Orten, der Auswahl von Protagonisten etc. Wenn bei Recherchen oder während der Dreharbeiten Protagonisten den Arbeitsprozess blockieren, können Systemische Aufstellungen zu konstruktiven Lösungen verhelfen.

In der Regiearbeit werden Systemaufstellungen punktuell dort eingesetzt, wo sich der Regisseur ein vertieftes Verständis einer einzelnen Figur oder Szene wünscht. Auch kann er mittels Systemischer Aufstellungen seine Schauspieler gezielt auf eine Szene vorbereiten.

Für Schauspieler stellt die Szenenaufstellung eine praktische und relativ einfache Möglichkeit dar, sich in die Figur einzufühlen. Das Spiel wird glaubwürdiger und ergreifender.

Ausserdem können, wenn die eigenen familiären Erfahrungen, das freie Spiel in der Rolle blockieren, diese angeschaut und geordnet werden. Es ist sehr hilfreich, wenn die biographischen Anteile bewußt sind, und der Zugriff im Spiel darauf möglich ist aber nicht zwangsweise geschieht.

Konfliktmanagment
Bei Differenzen innerhalb des Teams können Systemische Aufstellungen zur Klärung und zur Lösung von Konflikten beitragen. Was vorher den Arbeitsprozess behindert hat, kann so zu einer neuen Ressource in der Zusammenarbeit werden.
Auch in gemeinsamen Entscheidungsprozessen haben sich Systemische Aufstellungen als neutrale und zielführende Unterstützung für Produzenten, Autoren und Regisseure erwiesen.

Einzelaufstellungen
Neben der Teilnahme an Gruppen-Workshops gibt es auch die Möglichkeit, Einzelaufstellungen zu vereinbaren. Es wird mit Puppen oder sogenannten Bodenankern gearbeitet (z.B. beschriftetes oder bemaltes Papier, Stoff, Steine etc.). Der Autor und der Coach stellen sich dann jeweils auf die Positionen und bekommen auf diese Weise ein Gefühl für die Beziehungsdynamik. Hat ein Drehbuchautor, Regisseur, Choreograph, Maler etc. die Methode kennen gelernt und sich in der „repräsentativen Wahrnehmung“ geschult, kann er Aufstellungen auch zu Hause machen, um das Drehbuch, den Roman, die Choreographie etc. allein zu entwickeln und auf ihre Stimmigkeit zu überprüfen.

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Marita von Kroisgk 2006